Videostill aus INTERECHOING, Video 6:30 min im Loop, 2024
ARTIST‘S STATEMENT
In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit Bewegungsmustern und Prozessen von Naturphänomenen, insbesondere mit dem Element Wasser, wie es in der Serie OBENDRUNTER sichtbar wird. Welche Form und Farbe hat Wasser und wie ähneln oder unterscheiden sich Welten über und unter Wasser? Wasser fasziniert mich nicht nur als physische Substanz, sondern auch als Metapher für psychologische, soziologische und posthumanistische Verbindungen. Eine zentrale Inspirationsquelle war Astrida Neimanis’ Buch Bodies of Water. Sie beschreibt den menschlichen Körper als durchlässiges, sich ständig veränderndes Wesen, das im Austausch mit anderen Körpern und natürlichen Elementen steht. Dieses Verständnis löst die Grenze zwischen Körper und Umwelt auf und macht Wasser zu einem Medium, das unsere sensorische und emotionale Wahrnehmung prägt.
Diese Verbindung von Körper und Wasser untersuche ich in meiner Serie jibing until gliding. Gemeinsam mit zwei zeitgenössischen Tänzerinnen entwickelte ich eine performative Arbeit, die Körperlichkeit neu denkt und Grenzen des eigenen Körpers erforscht. Bewegungen des Wassers wurden in tänzerische Formen übersetzt. Textilien erweiterten dabei den Körper und machten seine Durchlässigkeit erfahrbar. Ähnlich wie beim „Halsen“ – einem Kurswechsel im Segelsport (engl.: jibing) – war die Performance von Richtungswechseln, Widerständen und Veränderungen geprägt. Im Tanz entsteht ein Moment von Freiheit und Verbundenheit, in dem sich mentale und physische Zustände miteinander verweben und ein gemeinsames Gleiten (engl.: gliding) im Raum erfahrbar wird.
Diese performative Auseinandersetzung überführte ich anschließend in Malereien, in denen menschliche Bewegungsabfolgen in ihrer Gleichzeitigkeit dargestellt werden. Parallel dazu entstand die Arbeit INTERECHOING, in der sich menschliche, natürliche und animierte Bewegungen überlagern. Analoge und digitale Bildelemente fließen ineinander und spiegeln unterschiedliche Bewegungsrhythmen wider. Das knüpft an das Verständnis eines durchlässigen Körpers an, der sich in ständiger Beziehung zu seiner Umgebung befindet und durch diese geformt wird.